Remission -- Pain Understood 7"

Party bei einer Bekannten. Geburtstag. Keine Ahnung, wie alt sie geworden ist. Zehn bis zwölf Gäste. Alle sitzen im Wohnzimmer auf Stühlen und quatschen. Ich kenn keine Sau. Stimmt nicht. Ich kenn den Lieblingsmenschen. Yeah! Ich labere mit ‘nem Typen, der Techno auflegt. Mit CDs und/oder per Laptop. Keine Ahnung, ob das so muss. Jedenfalls kein Vinyl. Ich dann so: – Neulich war ich auch Techno tanzen.
– Echt? Wo denn?
About Blank. War voll geflasht.
– Wieso das?
– Na ja, is nich meine Szene und nich meine Musik, aber war voll geil. Ich komm halt woanders her.
– Wie, woanders her?
– Na andere Baustelle eben. Hardcore.
– Hardcore wie Break Beat?
– Nee, Hardcore wie Punk.
– Echt, Mann? Punk? Hmmm, und ich dachte immer, das wäre so eine Jugendkultur.

Ja, ja, ja … Jugendkultur … was soll ich dazu noch sagen? Stuck in the past, Mann! Aber so was von. Ich glaube nicht, dass ich in diesem Leben noch aus der Nummer rauskomme und ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht. Was soll ich auch anderes machen? Techno auflegen vielleicht? Anscheinend sieht es mein Freundeskreis ähnlich, denn ab und an bekomm ich von den üblichen Verdächtigen Singles geschenkt, die mich in die goldenen Hardcore-Jahre zurückbeamen.
So hat mir 279 neulich die Pain Understood von Remission zugesteckt, European Tour Edition natürlich: blaues Vinyl, handnummeriert (007/110). Sweet! Die fünf Chilenen haben sich nach einer 7" der SoCal-Melodic-HC-Band One Step Ahead benannt und einfach das Beste von Verbal Assault und Dag Nasty genommen, mit ein bisschen Endpoint und Turning Point gepimpt und sich in den letzten fünf Jahren mit zwei Singles, einer Split und einer LP sowie mehreren US- und Euro-Touren einen exzellenten Ruf erspielt. Live stelle ich mir das zwar ziemlich schnarchig vor – Live-Mitschnitte auf YouTube bestätigen meinen Verdacht – aber auf Platte machen die beiden Songs unheimlich viel Spaß. Groove, Melodie, Dynamik, ausdrucksstarker Gesang ... was wollen wir mehr?
Etwas grinsen musste ich wegen des Vermerks auf dem Backcover: "Mixed and mastered by Don Fury (NYC)". Note to self: Unbedingt mal retschertschieren, ob der Kerl überhaupt noch lebt und was er mittlerweile treibt.

LabelAmendment Records
Extra: "Another addition to Remission’s flawless visual identity"??? Bei aller Liebe, Leute, das Cover ist einfach nur grottig!
Note: Wer Mid-90s-Emo-(Post)-Hardcore im Stile früher Lifetime oder später Turning Point nicht abfeiert, braucht diese Scheibe nicht. Alle anderen: Antesten!

Um die Neunzigernostalgie auf die Spitze zu treiben hier noch ein Facebook-Post, der mich heute zum Schmunzeln gebracht hat: